Vor- und Endverstärker Luxman C-10 und M-10

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Serientest > > 27.02.2025
Vorverstärker Luxman C-10, Luxman M-10 im Test , Bild
Vorverstärker Luxman C-10, Luxman M-10 im Test , Bild
Das ist das edle Duo aus C-10X und M-10X. Wir würden sie aber nicht nebeneinander, sondern übereinander stellen
Vorverstärker Luxman C-10, Luxman M-10 im Test , Bild
Das sieht man so nicht alle Tage: Netzteil und Regelung für den C-10X Vorverstärker. Viel mehr Aufwand kann man kaum betreiben
Vorverstärker Luxman C-10, Luxman M-10 im Test , Bild
Anschlüsse satt, gerne auch symmetrisch, die beiden geben diesen Signalweg auch her. Alles ist solide und massiv ausgeführt
Vorverstärker Luxman C-10, Luxman M-10 im Test , Bild
Deckel ab und staunen. Die Vorstufe strotz wirklich vor High-Tech und Lösungen, die ihr einen störungsfreien Betrieb ermöglichen
Vorverstärker Luxman C-10, Luxman M-10 im Test , Bild
Das ist die Luxman eigene Lautstärkeregelug LECUA-EX. So aufwendig baut das auch in der High-End-Welt selten jemand

Einhundert

Kaum habe ich den Trennungsschmerz vom Luxman PD-151 MK2 Plattenspieler überwunden,springen eine Vor- und eine Endstufe aus dem Hause Luxman in die Bresche. Aber nicht irgendwelche, es sind die Toppgeräte der Traditionsfirma.

2025, also kurz nachdem diese Ausgabe der LP die interessierte Öffentlichkeit erreicht, wird Luxman 100 Jahre alt. Und genau für dieses Jubiläum wurde die Referenz-Vor-Endstufen- Kombination aus C-10X und M-10X erdacht. Die Geräte strahlen etwas Zeitloses, Würdevolles aus und wirken auf mich wie Objekte, die man in weiteren 100 Jahren als wundervolle Erzeugnisse einer dann vergangen Ära staunend betrachten wird. Sie finden, das sei Geschwafel? Dann machen Sie sich bitte die Mühe, sich die Geräte einmal selbst anzusehen: die schimmernden Fronten, die dezent beleuchteten Taster und Zeigerinstrumente, die allgemeine Anfassqualität und die würdevolle Ruhe, die sie ausstrahlen. Das kann aber einen spontanen Haben-Wollen-Effekt auslösen, also Obacht.   

Prestige und Technologie
Luxman ist eine dieser Firmen, die meine und vielleicht auch unser aller Wahrnehmung von High-End geprägt haben. Wenn so eine Firma also ihre Spitzenverstärker vorstellt, ist das keine ganz kleine Sache und mein Respekt davor endet natürlich nicht bei der Kosmetik. Dort beginnt er und steigert sich beim Blick nach innen. Technologisch sind die beiden Komponenten aufgeladen mit Lösungen, die man vielleicht anderswo nicht findet. Ich sage vielleicht, weil es nicht so einfach ist, der Schaltungen oder dem was kommuniziert werden darf, Herr zu werden. Ein Beispiel: von der M-10X existiert der einzige Testbericht, den ich finden konnte (es gibt sie auch schon etwas länger als die C-10X) und zwar in Stereophile. John Atkinson, deren langjähriger Chefredakteur, hält sich dort bezüglich technischer Details enorm zurück, was so gar nicht seine Art ist. Daraus kann man schließen, dass selbst dieser Meister der Messtechnik nichts schreiben möchte, was er nicht verifizieren kann und da fühle ich mich voll und ganz abgeholt. Ich werde mich also tendenziell im Allgemeinen bewegen, da wo die Informationen aus Japan schwer zu dechiffrieren sind und die essentiellen Merkmale der Geräte destillieren. Fakt ist, dass beide herausragend gut gebaute und technisch unangreifbare Verstärker sind, die für den Höralltag weit überdimensionierte Spezifikationen haben, die sie über jeden, und das schreibe ich nie, wirklich jeden Zweifel erheben.   

Die C-10X

Die Vorstufe haben wir mit Staunen geöffnet, da sie zum Bersten mit edlen Komponenten gefüllt ist. Eigentlich dachte ich, dass Luxman schon noch eine Phonostufe hätte einbauen können. Hätten sie aber nicht, denn da ist schlicht kein Platz mehr. Die ausgefuchste Lautstärkeregelung, die aufwendige Feedbackschaltung, das geregelte Netzteil mit einem sehr leistungsfähigen CI-Kern-Trafo und sieben dafür entwickelte 3,300mF Filterkondensatoren sowie der vollsymmetrische Doppelmonoaufbau lassen einfach keinen weiteren Schaltungszweig zu. Ihr optisches Design und die Kontrollmöglichkeiten hat die C- 10X weitgehend von ihrem Vorgänger C- 900u übernommen. Es gibt abschaltbare Klangregler, einen Schalter für symmetrischen- und unsymmetrischen Betrieb und einen für eine zusätzliche Vorstufe, da denke ich natürlich an eine Phono, Luxman eher an A/V-Gerätschaften. Das Display hat einen sehr angenehmen Lichtton und lässt sich mit der Fernbedienung so zoomen, dass es auch aus einigen Metern sehr gut ablesbar ist. Will man das nicht, kann man es auch abschalten.   

Laut und leise
Die Lautstärke wird mit dem sogenannten LECUA EX System gesteuert. Dabei handelt es sich um zwei hintereinander geschaltete Abschwächergruppen. Die erste besteht aus 12 Abschwächern zu je 8 Dezibel, die zweite aus 16 Abschwächern zu je 0,5 Dezibel. Damit ist dann eine Dämpfung von bis zu -95,5 Dezibel in 0,5er Schritten drin. Das Ganze ist mit elektronischen Schaltern und Festwiderständen realisiert. Haptisch lässt sie keine Wünsche offen, ist per Fernbedienung auch adaptiv steuerbar und liegt nicht einmal im Signalweg, so mögen wir das. Sie kümmert sich auch um die Balance, den etwaigen Biampingpegel über die beiden Pre-Outs (±6 dB) und den Eingangspegel (0 to -6 dB) zur Anpassung unterschiedlicher Quellen. Die C-10X macht 15db Verstärkung, bei der C-900u waren es nur 12db. Und wir finden auch eine weitere Luxman-Spezialität namens LIFES. Das bedeutet ausgeschrieben „Luxman Integrated Feedback Engine System“ und zwar in der 1.0 Version. Das ist eines von Luxmans Steckenpferden, an dem sie seit Jahrzehnten entwickeln. Kurz gesagt geht es darum, die klanglichen Nachteile einer konventionellen Über-Alles-Gegenkopplung zu überwinden. Man kann mit so einer Gegenkopplung die Schwächen von Bauteilen zwar überspielen, Verzerrungen minimieren, aber auch für Kompressionseffekte sorgen, wenn die Abstimmung nicht 100%ig stimmt. Beginnend 1999 mit ODNF (Only Distortion Negative Feedback) wurde das Konzept fünfmal überarbeitet bis hin zu LIFES 1.0. Diese diskrete (!) Schaltung spürt Verzerrungen sozusagen global auf und bekämpft sie da, wo sie entstehen, also lokal ohne Rückkopplung über die gesamte Schaltung. Klingt unglaublich? Klingt hervorragend und ist mikroprozessorgesteuert. Die Schaltung arbeitet mit einem Doppel-FET (Feldeffekt- Transistor) mit außergewöhnlich hoher Steilheit. Damit werden die Verzerrungen von der Ausgangsstufe „erkannt“ und dort verhindert oder zumindest vermindert. Dadurch soll dieses Design dann wie eines ohne Gegegenkopplung klingen. Das werden wir hören. Natürlich verwendet Luxman auch spezielle Platinen mit einer 100μm starken Goldbeschichtung, die extrem niedrige dielektrische Verluste haben sollen und außerdem mit ihren besonders breiten, niederohmigen, vergoldeten und abgerundeten Leiterbahnen den Signalfluss optimieren.   

Die M-10X
Das Gehäuse der Endstufe ist wie das der Vorstufe bewusst ohne Schrauben im sichtbaren Bereich gehalten. Das führt hier dazu, dass man sie ohne Anleitung nicht aufschrauben kann, was wir vergeblich versucht haben. Wem die Lichtstimmung der schicken VU-Meter zu kühl erscheint, der kann sie abschalten. Dass sich die Beleuchtung dem rechten Zeiger zuneigt, liegt daran, dass dieser dann die Mitte darstellt, wenn man eine zweite Endstufe für eine Doppelmonokonfiguration (BTL) daneben stellt. Die Endstufensektion verbindet pro Kanal acht zusammenhängende Transistorpaare in einer dreifachen Darlington- Konfiguration, die richtig Strom liefern kann und sehr verzerrungsarm agiert. Beide Kanäle können für mehr Leistung auch im Mono-Brückenbetrieb benutzt werden, dafür braucht man dann aber zwei End stufen. Die Netzspannung wird mit sehr verlustarmen Schottkydioden von Kyocera gleichgerichtet. Der hauseigene EI-Typ Netztrafo ist mit flachen Kupferleitungen gewickelt und bekommt satte 80000μF Siebung zur Seite gestellt. Der Strom läuft über dicke Kupfersammelschienen und wird mit Relais geschaltet, die mit vier parallel geschalteten Schaltern ausgestattet sind, um Kontaktwiderstände zu minimieren. Die Stromversorgung für die Treiberstufen arbeitet mit Hochleistungs- Reglerschips und speziellen Zenerdioden von Vishay. Das macht am Ende 12 Watt in Class-A und 150 Watt an 8 Ohm Leistung, die Angaben sind wie immer bei Luxman sehr konservativ gehalten.   

Kunstgewerbe
Künstler sind häufig keine einfachen Menschen, alle Umstände müssen passen, damit sie ihr Genie zeigen können. [IMG4-25] Stimmt etwas nicht, bleibt ihr Vortrag im Mittelmaß stecken. Man muss nur an Autos denken: fährt ein Ferrari mit den falschen Reifen, wie er soll? Undenkbar. Genau so ist es auch mit den Luxman Komponenten: sie entfalten ihr volles Klangvermögen erst in der passenden Kombination und die haben wir genau zweimal gefunden. Einmal mit den großen Fyne Audio Lautsprechern, wie Holger Barske berichtet. Und dann in einer echten Traumkombination mit den PS Audio Aspen FR-10 Lautsprechern aus den USA. IAD-Vertriebsmann Krey Baumgartl erwähnte noch, dass sie auch sensibel auf die Kabelauswahl reagieren: eine bereichernde Spielwiese für den glücklichen Besitzer. Und das ist das vielleicht Überraschende, Außergewöhnliche und Sympathische an diesen Geräten: sie sind eben nicht plug and play. Man kann sie nicht so einfach hinstellen, anschließen und auf höchstem Niveau Musik genießen. Sie wollen erobert werden, man muss, man darf sich mit ihnen beschäftigen, um dann belohnt zu werden.   

Die Belohnung
Stimmt die Paarung der M-10X Endstufe mit dem Lautsprecher, dann geht die Sonne auf und nicht nur die, auch die feinen Härchen auf den Armen stellen sich dauerhaft nach oben. „Sorry I Made You Cry“ von The Czars könnte das Motto für meine Hörzeit mit diesen Verstärkern und den grandiosen PS Audio Lautsprechern sein. John Grants so präsente und sonore Stimme hat noch nie derart persönlich zu mir gesprochen. „Black Is the Color (of My True Love´s Hair)“ ist ein traditioneller Folk Song, der durch Nina Simone berühmt wurde. Die Czars zelebrieren ihn als zeitlose Hymne mit Fanfaren und der tonangebenden Stimme von Grant. Das Stück wird allerdings auch von einem merkwürdigen Ton begleitet, den man auch als Störgeräusch empfinden kann, falls es die Anlage nicht hergibt, ihn zu integrieren und verständlich zu machen. Mit den Luxman-Geräten kann man diese Musik verstehen, so tief dringt sie ins Bewusstsein und berührt mich. Das gilt für jedes Genre, das ich mit C-10X und M-10X gehört habe und doch hat es mich immer wieder zu Männerstimmen hingezogen. Gianmaria Testa halte ich für den besseren Paolo Conte, vor allem deshalb, weil seine Alben vielseitiger sind. Auf „La valse d´un jour“ steht die Intimität im Vordergrund und wenn ich schreibe, dass mir bei „Centro la Tosca…“ die Tränen kommen, ist das keine Übertreibung. Diese Gefühle stellen sich ein, ob man das möchte oder nicht, sie lassen sich nicht steuern. Testas Vortrag ist so zart, so persönlich und zerbrechlich, selbst das Kratzen in seinem Hals, wenn er etwas lauter singt oder näher ans Mikrofon kommt, trifft mich emotional. Dazu kommt das so zarte Spiel der beiden Gitarren und Testas Geschichte, der ich folge, ohne dass ich ihren Inhalt verstehe. All das gelingt mit dieser japanisch-amerikanischen Traumehe aus Luxman und PS-Audio, die kulturübergreifend ergreifend spielt, dass mir an dieser Stelle die Worte ausgehen… 

UNSER TEST-ERGEBNIS

Luxman C-10

Preis (in Euro): 19.990 Euro
Vertrieb IAD / Korschenbroich
Internet: www.luxman-deutschland.de
Garantie: 3 Jahre
B x H x T 440 x 130 x 434
Gewicht etwa 20 kg

Luxman M-10

Preis (in Euro): 19.990 Euro
Vertrieb IAD / Korschenbroich
Internet: www.luxman-deutschland.de
Garantie: 3 Jahre
B x H x T 440 x 224 x 448 mm
Gewicht etwa 50 kg

Fazit


Vorheriger Test

ATC-7 von Air Tight im Test

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Christian Bayer
Redakteur / Tester

Christian Bayer



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