Hifi sonstiges Audes ST-500DC im Test, Bild
Die ungefähre Lesezeit beträgt 6 Minuten
Einzeltest > Feature > 09.10.2024

Ostsee-Vibes

Die estnische Firma Audes ist eine ziemlich außergewöhnliche Erscheinung im internationalen Audio-Business. Wir waren neulich vor Ort, haben ein Menge Eindrücke mitgebracht und nutzen die Gelegenheit gleich, Ihnen den neuesten hauseigenen Netzfilter vorzustellen.

Netzfilter Audes ST-500DC / Firmenportrait

Estland also. Der nördlichste der drei baltischen Staaten, im Norden nur einen Steinwurf von Finnland entfernt, im Osten grenzt das 1,3-Millionen-Menschen- Land an Russland. Beides merkt man durchaus, wenn man dort unterwegs ist. Die Hauptstadt Tallin beherbergt fast die Hälfte der Einwohner des Landes und ist die unumstrittene Metropole. Gedränge, gleich welcher Art, gibt’s in Estland selten, das gilt auch für Jõhvi, wo Audes ansässig ist. Knapp zwei Autostunden östlich von Tallin, betreiben Igor Tjurin und seine beiden Söhne Alex und Daniil dort ein Unternehmen, wie es so schnell kein zweites gibt: Das Geschäftsmodell ist im Wesentlichen dreigeteilt: Mit Wickelgütern in jeder Form und Farbe (soll heißen Spulen und Transformatoren) hat man ein dickes Standbein im Zulieferergeschäft, hinzu gesellt sich eine leistungsfähige holzverarbeitende Sparte.   

Tatsächlich ist Audes einer der größten Lautsprechergehäuselieferanten auf dem Baltikum. Sie würden staunen, welche namhaften Hersteller da alles fertigen lassen (was selbige übrigens gar nicht so gerne propagiert wissen, weshalb auf den Bildern eher wenig „Verräterisches“ zu sehen ist). Die Firma gibt’s schon seit 1936 und wurde vor allem mit Radios und HiFi-Komponenten unter dem Label „Estonia“ in Osteuropa bekannt. Igor Tjurin, schon zu Sowjetzeiten lange für das Unternehmen tätig, übernahm die Firma nach dem Ende des Ostblocks und konzentrierte sich immer mehr auf seine Passion: Gerätschaften für die hochwertige Musikwiedergabe. Heutzutage fertigt man erfolgreich eine Vielzahl von anspruchsvollen Lautsprechermodellen (wir berichteten), diverse Röhrenverstärker (hatten wir noch nicht) und, seit geraumer Zeit besonders im Fokus des Interesses, leistungsfähige Netzfilter, die Unsauberkeiten mittels potenter Ringkerntransformatoren zuleibe rücken. Davon hatten wir schon diverse Modelle zu Gast und jedes einzelne davon hat seine Wirksamkeit überzeugend unter Beweis gestellt.  

Der neue kleine
Bei Audes heißen die Netzfilter „Power Conditioner“, die neueste Inkarnation hört auf die Typenbezeichnung „ST-500DC“. Experten schließen hier korrekterweise gleich auf die Dauerbelastbarkeit des Gerätes. Mit einem Verkaufspreis von 1500 Euro ist das neue Modell die mit Abstand günstigste Eintrittskarte ins Reich des entstörten Stromnetzes, den die Esten im Angebot haben. Der nächstgrößere ST-900 schlägt gleich mit 2650 Euro zu Buche, verfügt dafür aber auch über hübsche Retro- Strom- und Spannungsanzeigen in der Front. Was er nicht hat ist die „DC“-Option wie das neue kleine Modell, das gibt’s erst beim 2850 Euro teuren – Sie ahnen es – ST-900 DC.  

Ein großer oder zwei kleine?
Sprich: Für den Preis eines 900-VA-Modells bekommt man fast zwei kleine mit einer kombinierten Belastbarkeit von 1000 VA? Ist das nicht vielleicht die klügere Option?

Hifi sonstiges Audes ST-500DC im Test, Bild
Das Gerät gibt‘s wahlweise in schwarz oder weiß
Wenn Sie sich mit der etwas schmucklosen Optik des ST- 500DC im Schuhkartonformat anfreunden können, könnte das eine interessante Option sein – wir werden sehen. Den ST-500DC gibt’s im hochwertigen schwarzen oder weißen Soft-Touch-Finish, die Technik steckt in einem äußerst soliden MDF-Gehäuse. Auf der Front gibt’s nichts zu sehen oder gar zu tun, auf der Rückseite findet man vier hochwertige Schuko-Einbausteckdosen und eine Kaltgeräte- Einbaustecker-/Netzschalter-/Sicherungskombination, zudem freuen wir uns über eine sehr ordentliche beiliegende Netzanschlussleitung.  

Und wie war das jetzt mit dem „DC“?
Transformatoren mögen keine Gleichspannung. Das treibt die Kerne in die Sättigung, reduziert die Belastbarkeit und sorgt für unerfreuliche Brummgeräusche. Das weiß man auch bei Audes, weshalb man seit einiger Zeit Power Conditioner mit einer Elektronik ausrüstet, die Gleichspannungsanteile aus der eingangsseitgen Netzspannung ausfiltert. Diese Anordnung steckt standardmäßig im ST-500DC. Reingucken und in Augenschein nehmen ist so eine Sache: Das Innere des Gerätes ist nämlich zur Gänze vergossen, was den „mechanischen“ Störgeräuschpegel noch weiter reduziert.  

Klang
Und wie weit kommt man mit einem 500-VA-Filter?
Hifi sonstiges Audes ST-500DC im Test, Bild
An den ST-500DC lassen sich vier Geräte anschließen
Das kommt auf Ihre Anlage an. Wenn deren Leistungsaufnahme darunter liegt, dürfen Sie das Thema Stromversorgung als abgehakt betrachten – zumindest fast. Einen nicht zu leistungshungrigen Vollverstärker, Plattenspieler, Phonovorstufe, eine zusätzliche Quelle bedient das Gerät locker und belohnt den Einsatz mit verbesserter Konturenschärfe, opulenterer Raumabbildung und merklich mehr Zug in der Wiedergabe. Nicht schlecht gestaunt habe ich, als ich Plattenspieler und Phonovorstufe über einen separaten ST-500DC versorgte. Das macht den Klang des Front Ends nämlich um eine ganze Klasse besser: Es klingt merklich flüssiger, homogener, überzeugender – einfach analoger. Und ja, ich halte das für die bessere Lösung als ein einziges größeres Modell. Obwohl: Auch da hat Audes etwas Interessantes im Angebot, aber darüber reden wir ein anderes Mal. 


Unterm Strich...

Auch das Einsteigermodell sorgt für eine deutliche Klangverbesserung bei nicht zu anspruchsvollen Setups.

KategorieFeature
ProduktST-500DC
HerstellerAudes
Preis1500 Euro
Getestet vonHolger Barske
Vorheriger Test

Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Nächster Test

Olympische Spiele - Feature: Thorens New Reference

Logo LP:Magazin

Weitere Tests von Audes

Power Conditioner Audes DT-3600 im Test, Bild
09.01.2025
Teile und herrsche - Power Conditioner Audes DT-3600

Nun ist es beileibe nicht das erste Mal, dass wir hier einen „Power Conditioner“ von Audes...

Weitere Tests des Autors Holger Barske

Phonovorstufe Circle Labs V1000 im Test, Bild
 21.03.2025
Zirkuläres - Phonovorstufe Circle Labs V1000

Es steht wohl außer Frage, das Osteuropa mittlerweile zu den spannendsten Herkunftsregionen für hochwertiges HiFi gehört. Circle Labs aus dem polnischen Krakau beweist diese These...

 19.03.2025
Variationen eines Themas - Tonabnehmer Rega Nd3, Nd5, Nd7

Der LP-Stammleser erinnert sich vermutlich an die Ausgabe 6/24. Dort nämlich stellten wir Ihnen den ersten Vertreter der brandneuen MM-Tonabnehmergeneration von Rega vor, das Nd3. Mittlerweile...

Plattenspieler TW Acustic Raven GT2 Basic / Tonarm Raven 9.5 im Test, Bild
 14.03.2025
Neues aus dem Rabenhorst - Plattenspieler TW Acustic Raven GT2 Basic / Tonarm Raven 9.5

Eigentlich ist er fertig mit dem Thema Plattenspieler. Über die letzten 20 Jahre hat er so ziemlich jede Variante seines „Raven“-Konzeptes realisiert und alles gebaut, was man auf Basis eines...

Endverstärker EverSolo AMP-F10 im Test, Bild
 07.03.2025
Zeit zum warm Anziehen - Endverstärker Eversolo AMP-F10

Die Überschrift ist keine Ansage an die Leser dieser Publikation, sondern an den highendigen Mitbewerb: Da kommt was auf euch zu, an dem ihr schwer zu schlucken haben werdet.

Lautsprecher Klangheim Audio Gloria im Test, Bild
 21.02.2025
Glanz und Gloria - Lautsprecher Klangheim Gloria

Nun ist es ja nicht unbedingt so, dass es am Markt einen Mangel an ambitionierten Standlautsprechern gäbe. Dieser hier ragt aber durch ein paar gute Ideen aus der Masse der üblichen...

Holger Barske
Redakteur / Tester

Holger Barske


newsletter_icon

Keine Tests verpassen!

Jetzt zu unserem Newsletter anmelden und keinen Test mehr verpassen.

× Vollbildanzeige